| DE | EN |

Der Schilfgürtel

 Der See ist fast vollständig von einem Schilfgürtel umgeben, er bildet den Lebensraum der einzigartigen Tierwelt dieser Region und ist nach dem Donaudelta das größte zusammenhängende Schilfgebiet in Europa. 

Der Schilfgürtel ist ein wesentlicher Bestandteil des Biosphären Reservates Neusiedler See und gerade hier in Breitenbrunn hat man die Möglichkeit, auf dem Weg zum oder vom Naturseebad, dieses Naturreservat hautnah zu durchwandern.

Luftige Gesellen

 Die größte Bedeutung besitzt der Schilfgürtel für die Vogelwelt, darunter die großen Schreitvögel (Silber-, Grau-, Purpur-, Nacht- und Seidenreiher sowie Löffler).

Eine Fülle von Singvögeln (Drossel, Teich-, Schilfrohrsänger, Mariskensänger, Rohrschwirl, Rohr­- ammer, Bartmeise, Blaukehlchen usw.) besiedeln ebenso den Schilfgürtel wie verschiedene Rallen (Bläßhuhn, Wasserralle, Teichhuhn, Kleines Sumpfhuhn und Tüpfelsumpfhuhn).

Weiters spielt der Schilfgürtel als Brutplatz für viele Entenarten, Graugänse aber auch für die europaweit gefährdete Moorente eine wichtige Rolle. Beachtenswert ist auch der in Mitteleuropa größte Bestand der, ebenfalls im Schilf brütenden, Rohrweihe. Sicherlich von internationaler Bedeutung sind die Bestände von Mariskensänger, Kleinem Sumpfhuhn und Bartmeise.

Es surrt und quakt

Die unangenehmsten Bewohner sind in Seegemeinden weithin bekannt. Die Steckmücken - Gelsen - spielen trotz der unangenehmen Eigenschaften eine wichtige Rolle im Nahrungsnetz für viele Vogelarten, Amphibien und Fledermäuse.

Gewässerufer bzw. den Rand des Schilfgürtels besiedeln Libellen, sonnenliebende Flugakravoten, die - bei der Insektenjagd - im Flug verharren und auch rückwärts fliegen können. Beutetiere sind vor allem Fliegen, die sie mit ihren dornigen, korbartig zusammenlegbaren Beinen im Flug gleichsam aus der Luft schöpfen.

Der Bereich der Verlandungszonen des Schilfgürtels und seiner Kanäle haben große Bedeutung als Lebensraum und Laichplatz vieler seltener Frosch- und Krötenarten.

Interessante Entwicklung

Durch die vorherrschende nordwestliche Luftströmung wächst am Ostufer deutlich weniger Schilf als am Westufer. Bei Donnerskirchen ist das Schilf bis zu fünf Kilometer breit, Podersdorf liegt am einzigen schilffreien Strandabschnitt von zwei Kilometern Länge. Die Passagen durch den Schilfgürtel bezeichnet man als Schluchten. Teilweise wächst der Schilfgürtel Richtung Seemitte und umschließt damit wiederum Bereiche wie den Silbersee im Süden.

Schilf war bis Mitte des 19. Jahrhunderts am Seeufer nur stellenweise und vornehmlich im Hanság (jetzt ein Niedermoorland im Südosten des Sees anzutreffen. Der Schilfgürtel ist ab 1909 bis 1965 durch den Eintrag von Dünger aus der Landwirtschaft und niedrigem Salzgehalt im Wasser stark angewachsen und bedeckt heute allein in Österreich eine Fläche von annähernd 100 Quadratkilometer.

Schilfnutzung

 Schilf als Baumaterial ist schon ein altes Produkt des Sees, obgleich sich auch die Anwendung erweitert hat. Es wird heutzutage, genauso wie früher, für Stuckatur und Dachdeckung verwendet, da es Kieselsäure eingelagert hat und dadurch besonders widerstandsfähig ist. Außerdem wird es nun auch als Wärmedämmung und Sichtschutz verarbeitet. Der beliebte Werkstoff wird in größerem Stil exportiert. 

10 bis 15 Prozent des Schilfgürtels werden von Landwirten und einigen professionellen Schilfschneidern im Winter maschinell geerntet und teilweise auch weiterverarbeitet.